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Endokrine Orbitopathie

Angaben ohne Gewähr! Dieser Beitrag ersetzt keinen Arzt- bzw. Spezialistenbesuch!


„Endokrine Orbitopathie“ – ein für einen Laien schwieriges Wort mit tausenden Fragezeichen. Die Endokrine Orbitopathie ist eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhle, welche gemeinsam mit einer Schilddrüsenfehlfunktion auftritt und zu einem Hervortreten der Augen, Verschlechterung des Sehens uvm. führt. Dies kann für die Betroffenen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch starke Auswirkungen haben. Welche Auswirkungen auftreten können, welche weiteren Symptome typisch sind, welcher Prominente an dieser Krankheit leidet und welche Rolle bei Patienten mit Endokriner Orbitopathie ein Orthoptist spielt, darum soll es in meinem heutigen Beitrag gehen, aber versprochen mit wenig Fachchinesisch, sondern so, dass auch ihr die Krankheit und das Leiden nachvollziehen könnt.


Mein Überblick über den heutigen Beitrag:

1.      Was ist eine Endokrine Orbitopathie?

2.      Die Symptome und wie schwer sie betroffene Menschen in ihrem Leben einschränken können

3.      Wie kann man einer Endokrine Orbitopathie vorbeugen und sie behandeln?

4.      Hilfreiche Tipps, wie man als Betroffener mit der Krankheit leben kann

5.      Was für eine Rolle spielt eine Orthoptistin bei Patienten mit Endokrine Orbitopathie?

 
  1. Was ist eine Endokrine Orbitopathie? Endokrine Orbitopathie ist eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhle (= Orbita) – eine immunologisch bedingte Entzündung des Orbitainhalts – sowie tritt sie gemeinsam mit einer Schilddrüsenfehlfunktion auf. Außer dem Orbitainhalt sind auch die Augenmuskeln, das Gewebe der Orbita und die Lider mitbetroffen. Bei einer Endokrinen Orbitopathie kommt es zur Vermehrung des Fett-, Muskel- und Bindegewebes in der Augenhöhle. Somit kommt es zu einem nach vorne Wölben der Augen, im Fachjargon: „Exophthalmus“ – eines der häufigsten klinischen Zeichen einer Enodkrinen Orbitopathie. Ein Exophthalmus kann zu Schmerzen führen, sowie aber auch ästhetisch unangenehm für die Betroffenden sein. Wie schon oben benannt, entsteht die Augenerkrankung meist im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenfehlfunktion. Betroffene leiden in der Regel an einer Schilddrüsenüberfunktion (Morbus Basedow), einer Autoimmunerkrankung. Bei einer Autoimmunerkrankung greift das fehlgeleitete Immunsystem körpereigenes Gewebe an – in diesem Fall das Gewebe der Augenhöhlen. Meist betrifft die Erkrankung beide Augen, allerdings kann das Ausmaß verschieden sein.

 

2. Die Symptome und wie schwer sie betroffene Menschen in Ihrem Leben einschränken können

Der Verlauf der Krankheit ist sehr verschieden – vom einem milden bis hin zu einem schweren bis lebensbedrohlichen (Erblindung) Verlauf, ist alles möglich. Die Symptome der Betroffenen können somit stark variieren. Wie schon oben erwähnt ist ein sehr typisches Symptom der Endokrinen Orbitopathie der Exophthalmus, ein Hervortreten der Augen. Die nach vorn gewölbten Augen verändern das Erscheinungsbild des Betroffenen, dies kann für ihn sehr unangenehm sein und sogar zu psychischen Problemen führen. Außer der ästhetischen Veränderung kann ein Exophthalmus zu Schmerzen führen, sowie das Schließen der Augen erschweren.


Weitere Symptome einer Endokrinen Orbitopathie:

  • Typisch ist ein starrer Blick, dieser tritt bei einem Exophthalmus auf, sowie wenn die Augenmuskeln ebenfalls betroffen sind.

  • erhöhte Lichtempfindlichkeit

  • asthenopische Beschwerden, darunter zählt man u.a. tränende, trockene, gereizte, brennende sowie gerötete Augen, aber auch Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit

  • Die Augenbeweglichkeit kann eingeschränkt sein, wenn die Augenmuskeln mitbetroffen sind

  • Sehstörungen, z. B. Doppelbilder, Verschwommensehen, Störungen des Farbensehens

  • Vermindertes Sehvermögen, wenn der Sehnerv geschädigt ist. Dies kann bis hin zur Erblindung führen, allerdings sehr selten der Fall ist

  • Verminderter Lidschlag, sowie mangelnder Lidschluss, das zu einem Austrocknen der Augen führen kann (Lagophthalmus), sowie weitere Lidveränderungen

  • Schmerzen und Druckgefühl der Augen, sowie Schmerzen beim Bewegen der Augen

  • Fremdkörpergefühl im Auge

  • Binde- und Hornhautentzündung, Hornhautgeschwüre

  • Struma

  • Tachykardie

  • Erhöhter Augeninnendruck

Diese Symptome können zu einem erhöhten Leidensdruck beim Patienten führen. Durch die Veränderung des Aussehens und dem Auftreten von Sehstörungen kann dies auch zu psychischen Veränderungen bei dem Betroffenden führen. Daher ist es hilfreich, zur Beobachtung und Behandlung des Patienten nicht nur einen Endokrinologen hinzu zu ziehen, sondern auch einen Psychologen.

 

3. Wie kann man eine Endokrine Orbitopathie vorbeugen und behandeln?

Die Endokrine Orbitopathie tritt  meist im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenfehlfunktion auf. Wenn bei Dir eine Schilddrüsenfehlfunktion bekannt ist, lass Deine Augen regelmäßig vom Augenarzt untersuchen. Ein Arztbesuch ist auch immer dann ratsam, wenn Du Augenveränderungen bei Dir feststellst oder Sehprobleme hast. Ob eine Endokrine Orbitopathie wirklich bei Dir auftritt oder auch wie sie verlaufen wird, darauf kann Dir auch kein Augenarzt eine Antwort geben, da sich dies nicht allgemein vorhersagen lässt. Der Verlauf kann sich von einem milden über einen schweren bis hin zu lebensbedrohlichen erstrecken.


Allerdings gibt es Risikofaktoren, die einen schweren Verlauf begünstigen können:

  • schlechte Einstellung der Schilddrüsenfunktion

  • genetische Vorbelastung

  • hohe TRAK-Antikörperwerte

  • Rauchen


Ich habe es selbst in der Klinik erlebt, dass die Ärzte EO-Patienten immer empfohlen haben, mit dem Rauchen aufzuhören, da sich dies negativ auf die Krankheit auswirken kann. Leider war es oft der Fall, dass Patienten, die den Rat nicht beherzten, Stammpatienten bei uns wurden und deren Augen von Mal zu Mal schlechter wurden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Endokrine Orbitopathie zu behandeln. In erster Linie zielt die Therapie darauf ab, die Grunderkrankung zu behandeln, indem die Schilddrüsenwerte normalisiert werden. Dabei kommen bestimmte Medikamente zum Einsatz, die die Schilddrüsenfunktion hemmen sollen. Sie sollen entweder den Aufbau oder die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone bremsen. Um die Entzündung des Orbitainhaltes aufzuhalten, können kortisonhaltige Medikamente helfen. Sie wirken entzündungshemmend und die Schwellung wird somit gehemmt. Um trockenen Augen vorzubeugen, können befeuchtende Augentropfen helfen.

Wenn die Funktion des Augenlides stark eingeschränkt ist und sich das Lid über Nacht nicht über das Auge schließt, hilft es vor dem Zubettgehen eine größere Menge Augengel auf die Augen aufzutragen oder zum Schlafen einen Augenverband anzulegen. Wenn Sehstörungen auftreten, wie z.B. ein Verschwommensehen, kann eine Sehhilfe von Vorteil sein. Bei Doppelbildern hilft die Behandlung mit Prismen, allerdings nur Übergangsweise. Bei länger bestehenden Doppelbildern sollte über eine Augen-OP nachgedacht werden. Bei lichtempfindlichen Augen kann eine getönte Brille und Sonnenbrille helfen. Bei schwereren Verläufen sind eine oder mehrere Augenoperationen notwendig, u.a. eine OP der Augenmuskeln bei Doppelbildern und eingeschränkter Beweglichkeit der Augen, eine OP der Augenlider sowie eine orbitale Dekompression. Bei dieser Operation versuchen die Augenchirurgen, den akuten Druck vom Sehnerv zu nehmen und ihn somit zu entlasten. Damit es nicht zu einem schweren Verlauf kommt, ist es wichtig, wie oben schon erwähnt, als Raucher mit dem Rauchen aufzuhören; wer dies nicht allein schafft, kann sich hier auch professionelle Hilfe suchen.

 

4. Hilfreiche Tipps, wie man als Betroffener mit der Krankheit leben kann

In meiner Ausbildungszeit haben wir in der Klinik viele Patienten mit der Krankheit Endokrine Orbitopathie untersucht und behandelt. Oft ist mir dabei der erhöhte Leidensdruck der Patienten aufgefallen. Die Krankheit verläuft in verschiedenen Phasen: es gibt Ruhe- und Entzündungsphasen. Dabei können die Entzündungsphasen unterschiedlich stark ausgeprägt sein und trotz medikamentöser Behandlung können sie bei einem neuen Schub wieder gleich stark oder stärker werden. Außer den oben genannten Behandlungsmethoden kann es auch helfen, andere Lebensweisen in den Alltag miteinzubringen und diesen der Krankheit anzupassen oder ihn zu verändern. Ich habe oft Patienten erlebt, die viel zu gestresst waren und zu viel gearbeitet haben und durch die Krankheit gelernt haben, ihre Arbeit zu reduzieren und mehr auf sich und ihren Körper zu achten. Diesen Patienten ging es mit der gezielten Veränderung oft besser und sie konnten besser mit ihrer Erkrankung leben und mit Entzündungsphasen besser umgehen. Die Veränderungen müssen dabei nicht streng und ein halber Umwurf des Lebens sein. Empfohlen werden Entspannungsübungen (z.B. Qigong oder Yoga). Zudem kann sich eine Reduzierung der Arbeit positiv auswirken, wenn dies möglich ist.

Oft leiden Patienten nicht nur körperlich unter der Erkrankung, sondern auch psychisch; meist durch die Veränderungen ihres Erscheinungsbildes. Hier hilft es nicht nur psychische Hilfe anzunehmen, sondern auch zu lernen, mit der Krankheit umzugehen und sie als einen Teil des Lebens anzuerkennen. Viele Patienten werden erfinderisch, um ihre Krankheit vor der Außenwelt zu verstecken. Eine der berühmtesten Personen ist hier Heino – wer kennt ihn nicht mit seinen blonden Haaren und seinem Markenzeichen der Sonnenbrille. Es wurde immer wieder vermutet, dass Heino eigentlich an Albinismus leidet und ein Albino sei. Tatsächlich aber leidet Heino an einem Morbus Basedow und der damit einhergehenden Endokrinen Orbitopathie; wie schon oben benannt, leiden Betroffene unter Hervortretenden Augen und Lichtempfindlichkeit. Deswegen trägt Heino seit den ’70er-Jahren eine Sonnenbrille. In den ’90er-Jahren konnte Heino die Krankheit erfolgreich behandeln lassen, die Sonnenbrille blieb allerdings sein Markenzeichen.

 

5. Was für eine Rolle spielt eine Orthoptistin bei Patienten mit Endokrine Orbitopathie?

In meinem Beitrag, wo ich meinem Beruf genauer vorstelle, habe ich Euch auch erklärt, was für Patienten insbesondere wir behandeln. Das sind häufig Patienten mit Augenbewegungsstörungen, Augenmuskellähmung oder -schwäche und Patienten, die an Sehstörungen leiden. Alles Punkte, die auch auf einen Patienten mit EO passen. Patienten mit EO leiden unter Augenbewegungsstörungen, wenn die Augenmuskeln mit betroffen sind, sowie unter Verschwommensehen und Doppelbilder. Patienten mit einer Endokrinen Orbitopathie, die unter Doppelbilder leiden, helfen Orthoptisten mit einer Prismenanpassung. Meist werden auf die Brillengläser Prismenfolien aufgeklebt, jedoch kann man die Prismen auch ins Brillenglas einarbeiten. Die Prismendioptrien sowie die genaue Stellung tun Orthoptisten ausmessen. Das Einschleifen dieser Gläser oder auch das Erarbeiten einer Prismenfolie machen Optiker. Bei Verschwommensehen können Orthoptisten per Refraktion Brillenwerte nehmen. Die Brille verordnet der Augenarzt und die Brille selbst wird vom Optiker hergestellt. Des Weiteren übernehmen Orthoptisten eine Vielzahl an Untersuchungen bei EO-Patienten, um den Augenarzt ein Teil der Arbeit abzunehmen. Eines der wichtigsten und speziellsten Messungen bei Patienten mit Endokrine Orbitopathie ist die Messung der Augen mit einem Exophthalometer. Ein Exophthalmometer ist ein augenheilkundliches Untersuchungsgerät, mit dem das Hervortreten der Augäpfel gemessen und erhoben werden kann.

 

Leidest Du selbst an Endokrine Orbitopathie oder kennst Du eine Person, die daran leidet? Wie gehst Du oder die Person mit der Krankheit um?


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