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Die Orthoptistin - was macht eigentlich eine Orthoptistin?

Jedes Jahr machen sich tausende von Schulabgängern auf die Suche nach einem Beruf, der zu ihnen passt. Dabei ist die Wahl nicht immer einfach - kein Wunder, bei so vielen Optionen, die es heutzutage gibt. Auch ich war überfordert mit der Wahl des Berufes und habe lange gebraucht, um einen Beruf zu finden, der wenigstens in einigen Anteilen in die richtige Richtung geht und zu mir passt. Seit Ende August bin ich nun stolze ausgelernte Orthoptistin. "Orthoptistin? Noch nie gehört. Was macht man denn da? Hat dass was mit Orthopädie zu tun?" - Diese Fragen bekomme ich öfters zu hören, wenn ich erzähle, was ich beruflich mache. Einerseits ist dies ein Segen, da man so immer gleich ein Gesprächsthema hat. Andererseits, ist es aber auch ein Fluch, da es manchmal nervt und es Momente gibt, wo man nicht von seiner Arbeit reden möchte.


Ich möchte in dem heutigen Beitrag Euch mein Berufsbild näher vorstellen mit all seinen Vor- und Nachteilen. Mein Ziel mit dem heutigen Beitrag ist:

  • Ich möchte auf meinem Beruf und die Orthoptik aufmerksam machen und somit auch ein wenig mehr Popularität erzielen, sowie das sich Menschen mit dem Beruf auseinander setzen.

  • Ich möchte Menschen, die vor der Entscheidung stehen, sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden, das Berufsbild des Orthoptisten schmackhaft machen. Vielleicht ist dieser Beruf, ja genau das Richtige für dich!

  • Ich möchte mit Vorurteilen und Falschaussagen aufräumen.

Ich als Lehrlingsorthoptistin (vor der Harmswand)

Mein Überblick über den heutigen Beitrag:

  1. Orthoptik - was ist das?

  2. Was macht eine Orthoptistin?

  3. Wo kann eine Orthoptistin arbeiten?

  4. Was für Chancen und Möglichkeiten hat eine Orthoptistin, aber auch welche Herausforderungen muss sie meistern?

  5. Was musst Du mitbringen, um eine Orthoptistin zu werden?

  6. Arbeitsalltag einer Orthoptistin

  7. Untersuchungsgeräte einer Orthoptistin

  8. Was für Vor- und Nachteile hat der Beruf?

  9. Orthoptist, Optometrist, Optiker und Augenarzt - was ist da der Unterschied?

  10. Was mich bewegt hat Orthoptistin zu werden?

 
  1. Orthoptik - was ist das?

Der Begriff Orthoptik kommt aus dem griechischen. "Orthos" bedeutet "gerade" und "optik" sehen = "geradesehen". Bedeutet die Orthoptik befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von Störungen der Augenbewegung und des Zusammenspiels beider Augen. Die Orthoptik ist ein Spezialgebiet der Augenheilkunde - "Schielheilkunde".

Sie ist noch ein recht junges Spezialgebiet der Augenheilkunde.

 

2. Was macht eine Orthoptistin?

Orthoptistinnen untersuchen und therapieren Patienten mit Schielerkrankungen, Augenmuskellähmungen und Augenbewegungsstörungen. Orthoptistinnen sind dafür zuständig das Zusammenspiel beider Augen auf konventioneller Weise zu behandeln. Sie sorgen dafür, dass Menschen mit einem Schielen, Augenzittern, Amblyopie (= Schwachsichtigkeit), Augenmuskellähmung, einer EO (Endokrine Orbitopathie) oder einer anderen Augenerkrankung, die das Sehvermögen und die Augenbewegung einschränkt mit Hilfe von speziellen Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten wieder teilhaben können im Alltag und in der Schule oder Berufswelt.

Sie prüfen das Sehvermögen, die Augenstellung sowie die Beweglichkeit der einzelnen und die Zusammenarbeit beider Augen. Darüber hinaus therapieren Orthoptisten sehbehinderte Patienten sowie Patienten mit Sehstörungen infolge einer Hirnschädigung durch einen Unfall oder Schlaganfall. Zu ihren Aufgabenfeldern gehören auch die präventive Untersuchung bei Säuglingen, Kleinkinder und Jugendlichen sowie die Behandlung von Legasthenie, Wahrnehmungsstörung, Fehlsichtigkeiten und Folgen von Bildschirmarbeit.


Ich nenne Orthoptisten gerne die "Logopäden der Augen" - ich denke damit kann jeder etwas anfangen und gut verstehen, was unsere Arbeit ist. Das was Logopäden mit der Sprache tun, tun wir mit den Augen, bei Kindern tun wir sie vorbereiten für das Leben und trainieren, sowie in Vorsorgeuntersuchungen nachschauen ob alles in Ordnung ist und bei Erwachsenen helfen wir nach einer schweren Krankheit oder Unfall, die Augen wieder zu trainieren damit sie wieder fit sind für den Alltag.


Orthoptistinnen arbeiten sehr eng mit den Ärzten zusammen. Wir sind einerseits auf Augenärzte angewiesen, da wir ohne sie keine Entscheidungen treffen dürfen. Andererseits brauchen Augenärzte uns, da sie oft von der Spezialisierung mit der wir uns eng auseinander setzen nur eine grobe Vorstellung haben. Außerdem untersuchen und behandeln Augenärzte ungern Kinder, nicht weil sie zu rebellisch sind, sondern weil die Kinderophthalmologie (Kinderaugenheilkunde) ein Gebiet für sich ist und sehr abstrakt sowie schwer. Mit der Kinderophthalmologie und - neuroophthalmologie muss sich eine Orthoptistin auseinander setzen und ist spezialisiert auf diesem Gebiet ( mehr als ein Augenarzt).


Da die Orthoptik ein sehr spezielles Feld ist und nicht so weit verbreitet ist, helfen Orthoptisten in den Praxen und in Kliniken auch in anderen Bereichen aus. Sie assistieren Augenärzte bei der Sprechstunde und ggf. im OP, kennen sich auch mit der Verwaltung in einer Augenarztpraxis aus, führen augenärztliche Gutachten durch sowie mit speziellen weiteren Qualifikationen können sie auch Experten beim Thema vergrößernde Sehhilfen und Kontaktlinsen sein.

 

3. Wo kann eine Orthoptistin arbeiten?

Obwohl die Orthoptik ein recht spezielles Gebiet ist, hat man als Orthoptist mehrere Möglichkeiten seinen Beruf auszuüben oder das Gelernte auf andere Art und Weise einzubringen und zu erweitern. Allerdings, anders als Augenärzte, Optiker oder Optometristen, können sich Orthoptisten nicht selbstständig machen, da sie nicht selbstständig Verordnungen ausstellen können. Am häufigsten sind Orthoptisten anzufinden in Krankenhäusern und bei niedergelassenen Augenärzten. Jedoch kann man als Orthoptist auch arbeiten beim Optiker oder Optometristen, in Reha-Einrichtungen, bei niedergelassenen Haus- oder Kinderärzten, in neurologischen Zentren, in der Forschung oder in Schulen für Blinde und Sehbehinderte. Durch verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten halten sich Orthoptisten auch weitere Möglichkeiten an Arbeitsorten offen. Orthoptisten können anschließend zur Ausbildung auch studieren: u.a. Medizinpädagogik um selbst das Gelernte Wissen zu vermitteln an Auszubildende, Medizin um sich auf dem Gebiet der Neuroophthalmologie zu spezialisieren, Optometrie oder im Gesundheitsmanagement, -tourismus und -psychologie. Am häufigsten studieren Orthoptisten außer in der Medizin, noch Medizinpädagogik und Gesundheitspsychologie - Pädagogik und Psychologie ist auch ein Bestandteil der Ausbildung.

 

4. Was für Chancen und Möglichkeiten hat eine Orthoptistin, aber auch welche Herausforderungen muss sie meistern?


Chancen und Möglichkeiten:

  • Eine Orthoptistin hat ein breites Fachwissen in ihrer Ausbildung erlernt. Dieses Wissen wird sie ihr lebenlang immer wieder auffrischen, aber auch neues wieder lernen, da die Medizin nie stehen bleibt, sondern sich immer weiter entwickelt. Natürlich ist sowas auch eine Herausforderung, aber auch ein Privileg. Es gibt verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten und Aufbau - Kurse.

  • Weiter-/Fortbildungen: Als Orthoptistin hat man ein sehr spezielles Fachgebiet gewählt, trotzdem hat man viele Weiterbildungsmöglichkeiten und kann auch in anderen speziellen Gebieten zur Expertin werden. Etwas weiter unten, möchte ich nochmal spezieller darauf eingehen welche Spezialisierungen es gibt.

  • Nach Deiner Ausbildung oder nach ein paar Arbeitsjahren hast Du die Möglichkeit zu studieren. Auch hier stehen viele Möglichkeiten offen, um sein Wissen zu festigen und zu erweitern. Auch hier werde ich weiter unten genauer eingehen.

  • Mit der Ausbildung kann man, wenn man sie gezielt einsetzt eine Menge erreichen und natürlich Menschen helfen. Was gibt es schöneres als einen Menschen wieder zurück in den Alltag bekommen, nachdem er stark krank war. Außerdem kann man in dem Bereich Augenprophylaxe bei Kindern viel bewegen, wenn man sein Wissen gezielt einsetzt. Außerdem arbeiten Orthoptisten sehr eigenständig.


 

Als Orthoptistin hat man ein sehr spezielles Fachgebiet gewählt, trotzdem hat man viele Weiterbildungsmöglichkeiten und kann auch in anderen speziellen Gebieten zur Expertin bzw. Spezialistin werden. Außerdem hat man die Möglichkeit nach der Ausbildung zu Studieren.


Weiterbildungsmöglichkeiten und Studiengänge für Orthoptisten:


Weiterbilungsmöglichkeiten:

  • Spezialist:in für visuelle Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen: Die allgemeine kindliche Entwicklung wird maßgeblich durch das Sehen beeinflusst, denn etwa 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt erhalten wir über die Augen. In den letzten Jahren kam es zu einer deutlichen Zunahme von Teilleistungsstörungen, äußern sich u.a. in Lese-, Rechtsschreib- und Rechenschwäche. Mit der Wieterbildung zum Spezialist:in für visuelle Verarbeitungs- und Wahrnehmunsstörungen wird man zum Experte in diesem Gebiet und kann mit weiteren speziellen Untersuchungs- und Behandlungsmethode gezielt bei steuern in diesem Gebiet.

  • Spezialist:in für Neuro-Orthoptik und visuelle Rehabilitation: Mit dieser Weiterbildung können Orthoptisten ihr Wissen auffrischen, festigen und erweitern. Sie werden Experten im Fachgebiet der Neurologie und klinischen Neuropsychologie. Außerdem werden sie sensibilisiert für weiterführende kognitive Störungen.

  • Spezialist:in für vergrößernde Sehhilfen und LowVision Beratung: Als sog. LowVision - Trainer ist man spezialisiert vergrößernde Sehhilfen anzupassen und Sehbehinderte zu beraten, sowie ihnen in ihrem Alltag im Leben und Beruf behilflich zu sein. Mit den Fachwissen können sie Sehbehinderten ein breites Spektrum an Diagnostik-, Therapie- und Rehabilitationsmöglichkeiten anbieten.

  • Kopfschmerz-Spezialistin: Der typische Kopfschmerz hat auch viel mit unseren Augen zu tun, wenn wir in der Ferne oder Nähe nicht mehr gut sehen, entwickeln wir auch Kopfschmerzen. Es gibt verschiedene Kopfschmerztypen. Auch Migräne kann mit den Augen zusammenhängen. Um auf diesem Gebiet zur Expertin zu werden kann man eine Weiterbildung zur Kopfschmerzspezialistin machen; nicht nur als Arzt.

  • Kontaktlinsen-Spezialistin: Wie der Name es schon sagt, beschäftigen sich Kontaktlinsen-Spezialisten hauptsächlich mit Kontaktlinsen, darunter auch mit Sonderlinsen, die bei bestimmten Erkrankungen bzw. Fehlsichtigkeiten Anwendung finden. Sie verfügen über besondere praktische und theoretische Erfahrung im Bereich Kontaktlinsen. Außerdem können sie den Tränenfilm bestimmen; der einen wichtigen Anteil hat bei der Anpassung einer Kontaktlinse.

  • Augenheilkundliche technische Assistentin (ATA): Werde die "rechte Hand" des Augenarztes. Mit der Weiterbildung kannst Du ihm unterstützen und Aufgaben abnehmen; außerdem kannst Du Anweisungen delegieren.


Studiengänge:

  • Optometrie - Im Studium der Optometrie erlernt man die Bestimmung der Fehlsichtigkeit, erprobt Mess- und Untersuchungstechniken oder passt verschiedene Sehhilfen an. Mit einem Abschluss in der Optometrie kann man in Augenoptik-Geschäften, in Augenkliniken, in Augenarztpraxen, in Zentren für refraktive Chirurgie, in der beruflichen Bildung, in der augenoptischen Industrie oder in der angewandten Forschung arbeiten.

  • Medizin - Gerne schließen Orthoptisten ein Medizinstudium an und spezialisieren sich im Fachgebiet der Augenheilkunde und Neuroophthalmologie.

  • Medizinpädagogik - Mit dem Studienabschluss der Medizinpädagogik kann man als Lehrorthoptist tätig werden und herangehende Orthoptisten sein eigenes Wissen vermitteln.

  • Gesundheitsmanagement - Im Studium des Gesundheitsmanagement lernt man zu organisieren, umzustrukturieren und mit einem ökonomischen Blick auf Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen oder pflegerische Abläufe zu schauen, um diese zu analysieren und zu optimieren. Mit dem Studium hat man das Potential eine Führungsposition zu erreichen. Das Studium besteht aus zwei wesentlichen Bestandteilen: aus BWL-Grundlagen und die Spezialisierung auf konkrete Gesundheitsthemen.

  • Gesundheitstourismus - Auch hier ist man sowohl im Managementbereich, als auch in der Gesundheit tätig; außerdem hat man auch ein zusätzliches Wissen in der Touristik und Reisebranche. Abgänger im Bereich Gesundheitstourismus arbeiten meist in Kur- und Rehakliniken, Kur- und Heilbäderverwaltungen, Fitnesscenter und Unternehmen in der Gesundheitsindustrie; aber auch in Hotels, Reisebüros oder bei Reiseveranstalter. Das Studium besteht aus Elementen von BWL, Gesundheit und Tourismus.

  • Gesundheitspsychologie - Es geht im Gesundheitspsychologiestudium um die Frage, was den Menschen krank macht und was ihn gesund erhält, wie man dem entgegenwirken, beziehungsweise es unterstützen kann. Deshalb geht es im Gesundheitspsychologie Studium nicht nur um die reine Psychologie, sondern es werden viel mehr Themenbereiche gelehrt, die sich mit dem Einfluss von Körper auf Geist und umgekehrt beschäftigen, u.a. die Schmerztherapie, Psychoneuroimmunologie, Verhaltensmedizin und subjektive Gesundheitskonzepte. Der Studiengang ist noch relativ neu und wird auch nur an privaten Hochschulen angeboten. In der Ausbildung zum Orthoptist setzt man sich auch mit der menschlichen Psychologie auseinander, deswegen ist ein wenig Vorwissen schon vorhanden.


 

Herausforderungen:

  • Das Berufsbild eines Orthoptist ist nicht allzu bekannt, im Gegenteil viele kennen den Beruf sogar nicht, so dass man denjenigen immer eine Erklärung schuldig ist. Durch die nicht vorhandene Popularität ist es für Orthoptisten eine Herausforderung sich zu behaupten. Die heutigen Orthoptisten versuchen mehr, um ihren Beruf bekannter zu machen. Wenig Anerkennung und Popularität führt leider auch dazu, dass der Stellenmarkt in dieser Branche eher rar ist, dass führt dazu, dass sich nicht jeder mit der Herausforderung auseinander setzt und sich andersweitig umschaut.

  • Das Berufsbild ist sehr speziell. In anderen Ländern außerhalb Europas ist das Spektrum auch kein eigenes Berufsbild, sondern eine Aufgabe des Augenarztes mit speziellen weiteren Qualifikationen. Orthoptistinnen sind nur in Spezialgebieten der Augenheilkunde tätig, auch mit weiteren Qualifikationen. Deswegen perspektivisch gehen viele Orthoptistinnen nach Jahren einen anderen Weg oder wechseln sogar ganz ihren Beruf. Das Berufsbild eines Orthoptist ist eines der Berufe, wo am häufigsten Job- sowie auch Berufswechsel bestehen.

  • Orthoptistinnen haben viel mit Kindern zu tun. Hier übernehmen sie eine gewisse Verantwortung. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es nicht immer einfach Ergebnisse zu erreichen. Außerdem ist es wichtig, den Kindern die Angst vor dem Arzt zu nehmen und sie zu motivieren mit zu machen - eine Herausforderung mit der sich ein Orthoptist täglich beschäftigen muss.

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Augenärzten, Neurologen, weiteren Ärzten, Optikern und Optometristen. Auf dem ersten Blick ist sowas kein Nachteil, jedoch sind sich nicht immer alle einer Meinung, weil jeder ein anderes Ziel verfolgt. Deswegen ist es wichtig, sich damit auseinander zu setzen, zu kommunizieren und auch andere Ansichten zu akzeptieren. Leider, ist mir aufgefallen, dass dies nicht immer so gut funktioniert; jeder arbeitet für sich. Insbesondere bei Optometristen ist mir oft aufgefallen, dass sie andere Ziele verfolgen, als Augenärzte oder Orthoptisten. Das macht die Zusammenarbeit nicht immer einfach. Leider wird heutzutage zu wenig miteinander gesprochen und jeder "kocht sein eigenes Süppchen", dass es leider oft viele Ansichten gibt. Die Patienten nicht mehr so richtig wissen was sie glauben sollen und eher Skepsis aufbringen. Wichtig ist es als Orthoptist ein richtiges Maß zu finden und auch mit Augenärzten, Optikern und Optometristen zu kommunizieren und sie auch zu verstehen aber auch eigene Handlungsziele zu äußern.

 

5. Was musst Du mitbringen, um eine Orthoptistin zu werden?

Wenn Du vor hast Orthoptist oder Orthoptistin zu werden, solltest Du, wie in jedem Beruf, besondere Kenntnisse, Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen.



Wichtig ist um den Beruf zu erlernen, folgende Eigenschaften, Kenntnisse bzw. Fähigkeiten:

  • Empathie - Eines der wichtigsten Punkte, die ein Orthoptist mitbringen muss. Du hast mit Patienten zu tun, die höchstwahrscheinlich dabei sind ihr Augenlicht zu verlieren oder auf einmal doppelt sehen oder schielen. Hier muss man mit einem gewissen Fingerspitzengefühl herangehen. Ein Orthoptist/Eine Orthoptistin sollte gegenüber der Arbeit mit Menschen aufgeschlossen sein, ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen besitzen und gleichzeitig in der Lage sein, eine gesunde Distanz aufrechtzuerhalten. Sensibilität und Empathie sind unabdingbar, um individuell auf die Bedürfnisse von Patient*innen eingehen zu können. Außerdem kann es auch sein, dass Du mit schwerstkranken und Sehbehinderten arbeiten musst, hier ist eine gewisse psychische Belastbarkeit und emotionale Stabilität im Berufsalltag wichtig. Desweiteren solltest Du in der Lage sein, Menschen Mut zu machen und sie zu motivieren.

  • Patientenorientiert handeln - Der Patient steht an erster Stelle für Dich, deswegen ist es immer wichtig patientenorientiert zu handeln und Mitgefühl aufzubringen. Wenn Du nicht gerne mit Menschen arbeitest, bist Du leider falsch in diesem Beruf. Die Freude am Umgang mit Menschen aller Altersgruppen ist in dem Beruf unabdingbar.

  • Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern; insbesondere Physik und Biologie - Du lernst in Deiner Ausbildung viel über Optik, den menschlichen Körper und das Sinnesorgan Auge. Ich muss gestehen; ich war nicht die beste in naturwissenschaftlichen Fächern was die Leistungen betrifft; trotzdem liegt mir die Gesundheit des Menschen und der menschliche Körper am Herzen und finde ich unseren Sehnerv sowie die Optik interessant.

  • gute Deutschkenntnisse - Du musst mit den Patienten viel kommunizieren. Außerdem musst Du als Orthoptisten auch Arztbriefe schreiben und somit ein gewissen sprachlichen Wortschatz haben.

  • Allgemeinwissen - Nicht nur Deutschkenntnisse und Interesse bzw. Wissen in naturwissenschaftlichen Fächern sind von Bedeutung, sondern auch ein gewisser Grad an Allgemeinwissen ist von Bedeutung als Orthoptist, insbesondere in Deiner Ausbildung, da nicht nur Fächer der Optik/Orthoptik und Augenheilkunde ein Bestandteil der Ausbildung sind. Ein gewisses "Now-How" in rechtlichen und politischen Fragen ist von Relevanz und kann Dir auch von Nutzen sein in Deinem Berufsalltag nach der Ausbildung, damit Du in Gesundheitspolitischen Fragen mit sprechen kannst und dieses Wissen auch z.B. in einer Arztpraxis mit anwenden kannst.

  • Geduld - Mit den Kindern, aber auch mit den Erwachsenen brauchst Du viel Geduld. Geduld wird auch ein Bestandteil Deiner Ausbildung sein. Die Ausbildung eines Orthoptisten ist sehr umfangreich. Du brauchst mit Dir selbst Geduld, da es dauert bis Du die Abläufe und Zusammenhänge verstehen wirst. Mit Ehrgeiz und Geduld wirst Du es schaffen.

  • kommunikativ - Da Du als Orthoptisten viel redest und viel erklären musst; solltest Du kommunikativ sein und nichts dagegen haben, anderen etwas zu erklären.

  • eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten - Als Orthoptist/Orthoptistin wirst Du viel Eigenverantwortung tragen und eigenständig arbeiten müssen. Der Beruf ist kein Beruf wo Du viel im Team interagierst, sondern eher für Dich arbeitest. Allerdings bist Du nicht ganz nur auf Dich bezogen, da Du immer auch engen Kontakt zu Augenärzten, Optikern und medizinischen Assistenzpersonal pflegst.

  • Ehrgeiz & Fleiß - Die Ausbildung ist nicht einfach. Man muss viele Zusammenhänge verstehen, viel auswendig lernen und bereit sein sich auf den Hosenboden zu setzen und dafür was zu tun. Außerdem vor Bestehen muss man 12 Prüfungen antreten. Auch nach der Ausbildung muss ein Orthoptist sich ständig weiterbilden und -entwickeln.


 

6. Arbeitsalltag einer Orthoptistin

Der Arbeitsablauf eines Orthoptist kann unterschiedlich ablaufen und verschiedene Aufgaben inne haben; es kommt meist darauf an, wo ein Orthoptist tätig ist. Ich möchte Euch heute vier Einrichtungen vorstellen, wo Orthoptisten angestellt sein können und wie dort ein Arbeitstag für einen Orthoptist aussehen kann:


  1. Arbeitsalltag an einer Klinik: Zur meiner Ausbildung war ich an einer Klinik angestellt. Es ist von Klinik zur Klinik unterschiedlich wie die Aufgabenbereiche einer Orthoptisten verteilt sind. Es gibt an manchen Kliniken Orthoptisten, die rein orthoptische Tätigkeiten machen, aber auch Kliniken wo ein Orthoptist nicht nur in der Sehschule (den Aufgabenbereich eines Orthoptisten) tätig ist. Meist spiegelt dies auch die Ausbildung wieder. Es gibt Unikliniken, wo Orthoptisten nur an der Sehschule tätig sind in ihrer Ausbildung, ggf. noch im OP und in der Ambulanz. Es gibt aber auch Unikliniken, wo die Auszubildenden andere Bereiche durchlaufen und kennenlernen. In meiner Ausbildung bin ich auch durch andere Bereiche gegangen. Wir haben immer aller drei Wochen unseren Einsatzbereich gewechselt. Somit war man natürlich seltener in der Sehschule tätig und hatte die praktischen Erkenntnisse der orthoptischen Tätigkeiten nicht alle gleich auf den Schirm. Allerdings fand ich es sehr gut, dass wir auch in anderen Bereichen eingesetzt wurden sind, somit haben wir einen rundum Blick erhalten über den Alltag in einer Klinik und auch gelernt wie alles miteinander verbunden ist und wie wichtig jeder Bereich für sich ist; z.B. ohne die Sterilisation der medizinischen Instrumente hätten die Ärzte kein OP-Besteck, um das Auge zu operieren. Wir haben somit auch nicht nur mit den Augenärzten und Orthoptisten eng zusammen gearbeitet, sondern auch mit den Schwestern, MTA´s, Operationsschwestern, Optikerin usw. In meiner dreijährigen Ausbildung lernte ich außer der Sehschule die Ambulanz, die Funktionsdiagnostik und Angiografie, die Sprechstunde der Augenärzte, den OP, die Sterilisation, die Fotoabteilung, den Empfang bzw. Anmeldung, die Station, die Forschungsabteilung und die Abteilung der Optikerin, die vor allem Kontaktlinsen angepasst hatte, kennen. Auch nach der Ausbildung sind die Orthoptisten nicht ausschließlich in der Sehschule tätig. Sie arbeiten eng mit den Schwestern und Ärzten zusammen, stemmen den Tresen bzw. die Anmeldung mit, übernehmen auch Untersuchungen wie z.B. OCT oder Perimetrie (Gesichtsfeld) und da es eine Lehrklinik ist, haben sie auch die Aufgabe gehabt, die angehenden Orthoptisten etwas beizubringen. In Notsituationen, wie z.B. die Coronapandemie müssen Orthoptisten an Kliniken auch an anderen Bereichen aushelfen, die in diesem Moment wichtiger sind. In Notsituationen sind sie auf anderen Stationen untergebracht und helfen mit. Ich war in der Zeit, z.B. in der Kardiologie auch eingeteilt und nicht nur in der Augenklinik. In einer Klinik hat man auch immer Kontakt zu anderen Orthoptisten mit denen man sich austauschen kann; jedoch arbeitet jeder Orthoptist eigenverantwortlich.

  2. Arbeitsalltag in einer Augenarztpraxis: Zur Zeit bin ich in einer Augenarztpraxis angestellt. In der Praxis habe ich meine eigene Sprechstunde in der Sehschule. Die Sehschule beschäftigt sich mit allen Tätigkeitsbereichen der Orthoptik und Optik. Hier werden Patienten untersucht hinsichtlich einer Augenfehlstellung (Schielen), Augenbewegungsstörungen, Fehlsichtigkeiten und neurologische Erkrankungen, die der Orthoptik mit zugewiesen sind, u.a. Augenmuskellähmungen. Ich gebe Therapievorschläge mit zur Hand und arbeite sehr eng mit den Augenarzt zusammen, trotzdem ist man sehr eigenständig tätig. In einer Augenarztpraxis ist man meist die einzige Orthoptistin, es sei denn es ist eine Gemeinschaftspraxis. Als Orthoptist arbeitet man in einer Augenarztpraxis sehr eigenverantwortlich und selbstständig. In der Sehschule hat ein Orthoptist in einer Augenarztpraxis hauptsächlich mit Kindern zu arbeiten, aber auch mit Erwachsenen, die aufgrund eines Unfalles oder Schlaganfalles an einer Augenbewegungsstörung, Augenmuskellähmung oder Fehlstellung leidet. Hauptsächlich untersucht ein Orthoptist in einer Praxis und gibt Therapieempfehlungen bzw. -möglichkeiten den Patienten mit an die Hand. UIn Augenarztpraxis ist ein Orthoptist meist nicht nur in der Sehschule tätig, sondern hilft auch mit in der allgemeinen Sprechstunde, d.h. bei den Arbeitsabläufen der Praxis. Man unterstützt die Arzthelferinnen bei der Sprechstunde und bei der Anmeldung, sowie ggf. auch im OP (wenn vorhanden). In der jetzigen Praxis, wo ich gerade arbeite, bin ich auch in der IVOM-Sprechstunde (= Spritzen, die in den Glaskörper gespritzt werden, um das Sehvermögen zu steigern) mit tätig und helfe bei den Abläufen und Vorbereitungen mit.

  3. Arbeitsalltag beim Hausarzt oder Kinderarzt: Ich habe als Orthoptistin noch nicht in einer Hausarzt- o. Kinderarztpraxis gearbeitet, jedoch kenne ich eine Orthoptistin die bei einer Hausarztpraxis angestellt ist. In erster Linie ist sie dort zuständig für die U-Untersuchungen speziell für die Augen bei Säuglingen und Kindern. Außerdem übernimmt sie dort auch Tätigkeiten, die eine Arzthelferin in einer Hausarzt- oder Kinderarztpraxis übernimmt.

  4. Arbeitsalltag in einer ambulanten Rehaeinrichtung für kognitive Neurologie: In meiner Ausbildung war ich auch im Einsatz in der kognitiven Neurologie - eine ambulante Reha. Orthoptisten können auch in Rehaeinrichtungen tätig sein. Hier führen sie spezielle Reha-Maßnahmen bei Patienten durch, die aufgrund z.B. eines Unfalles, Tumores oder Schlaganfalles ihre Augen, u.a. das Sehvermögen und die Augenbewegung, nicht mehr so einsetzen können, wie sie es gerne möchten. Orthoptisten helfen mit speziellen Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten den Patienten, damit er wieder teilhaben kann im Alltag und in der Berufswelt. In Rehaeinrichtungen ist ein Orthoptist hauptsächlich für die Therapie des Patienten mit zuständig und untersucht weniger. Außerdem beschäftigt sich ein Orthoptist in Rehaeinrichtungen eher mit Erwachsenen als mit Kindern.


 

7. Untersuchungsgeräte einer Orthoptistin

Eine Orthoptistin ist eine Fachfrau in einem Spezialgebiet, trotzdem hat sie eine Menge Untersuchungsgeräte zur Verfügung. Darunter sind einige Untersuchungsgegenstände, die Augenärzte nicht benutzen oder noch nicht mal wissen, wie man sie anwendet, sondern allein ein Orthoptist weiß wie man diese Untersuchungsgegenstände benutzt.


  • Coverscheibe - eine Coverscheibe kommt bei einem Orthoptist am häufigsten zum Einsatz, damit kann er eine Schielstellung erkennen.

  • Brillengestell mit Kreuzzylinder und Gläsern oder Horopter - das non plus ultra in der Augenmedizin, ob Augenärzte, Optiker oder Orthoptist - bei jedem kommt sie zum Einsatz, um herauszufinden ob der Patient an einer Fehlsichtigkeit leidet.

  • Verschiedene Sehtest-Tafeln: Um natürlich eine Fehlsichtigkeit zu erkennen, muss man einen Sehtest machen. Das funktioniert mit Sehtest-Tafeln oder ganz modern am Bildschirm. Es gibt verschiedene Sehzeichen. Am häufigsten kommen Zahlen zum Einsatz. Weitere Möglichkeiten sind Buchstaben, E-Haken oder Landoltringe. Landoltringe werden bei Gutachten, z.B. Führerscheingutachten verwendet. Oder bei Menschen, die keine Buchstaben und Zahlen lesen können, u.a Analphabeten, Ausländer, Menschen mit Behinderung oder Kinder. Bei Kleinkindern verwendet man Lea-Symbole. Bei Säuglingen schaut man in wie weit es reagiert, fixiert und greift, ggf. kommen Cardiffcards,Preferential-looking, Lea-Paddles oder "Hidding-Heidi" zum Einsatz, die anhand der Kontraste Aufschluss geben, inwiweit das Sehen des Kindes schon entwickelt ist.

  • Prismensteine oder -leiste - Prismen werden sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie eingesetzt. Mit Prismen kann man den Schielwinkel messen. Prismen gibt es aber auch als Folien oder Brillen, um Doppelbilder oder Schielen zu korrigieren. Außerdem kann man mit der Prismenleiste die Fusion der Augen trainieren, bedeutet dass der Patient trainiert zu fusionieren, d.h. das Doppelbild wieder zusammen zu bekommen zu einem Bild.

  • Rotglas - Mit einem Rotglas macht ein Orthoptist Untersuchungen um Doppelbilder herauszufinden.

  • Bagolini - Das Bagolini ist eine Brille den wir einen Patienten vor die Augen halten, dabei schaut er auf einen Lichtpunkt. Durch die Brille sieht der Patient nicht nur den Lichtpunkt sondern auch Lichtschweife. Bei einem gesunden Menschen bilden sie ein Kreuz durch den Lichtpunkt gehend. Je nach Krankheitsbild fehlt ein Schweif, geht das Lichtkreuz nicht direkt durch den Lichtpunkt oder ist der Lichtpunkt doppelt.

  • Strabofix - Mit einem Strabofix können Orthoptisten eine Kopfhaltung messen, die z.B. eingenommen wird bei einer exzentrischen Fixation, einem Nystagmus (Augenzittern), Schielen oder Doppelbilder.

  • Akkommodometer - Damit kann man die Akkomodation (Einstellung Sehschärfe Nähe/Ferne) überprüfen.

  • Brücknertest - Mit dem Brücknertest können wir per Lichtreflexe erkennen ob an den Augen etwas vorliegt, jedoch ist diese Untersuchung nicht so eindeutig, weitere müssen folgen, um den Verdacht zu bestätigen. Die Untersuchung wird nur bei Säuglingen, Kleinkindern, Bettlägrigen und Behinderten angewandt.

  • Skiaskopie und Autorefraktometer - Mit beiden Instrumenten kann man die Refraktionswerte der Augen ausmessen, bedeutet wie viel braucht der Patient an Dioptrien um vollste Sehkraft zu haben. Die Autorefraktion wird am häufigsten angewendet. Die Skiaskopie verwendet man bei Kleinkindern, Behinderten oder Bettlägerigen Patienten an. Die Skiaskopie wird ungern von Augenärzten angewendet, da das Verfahren langwierig und schwer ist, deshalb geben sie es gerne an ihr Assistenzpersonal weiter, u.a. an den Orthoptist. Um eine vollständige und sichere Messung zu erzielen, wird vor der Messung der Patient weit getropft, um die Akkommodation zu hemmen.

  • Hessgitter - Damit können Orthoptisten feststellen, ob bei dem Patient eine Augenmuskellähmung oder ein Schielen vorliegt. Dieses Untersuchungsgerät verwenden nur Orthoptisten; oft wissen Augenärzte gar nicht, wie man dieses Gerät anwendet.

  • Harmswand - Mit der Harmswand können wir verschiedene Feststellungen erzielen, u.a. Augenmuskellähmung, Schielwinkel und Kopfhaltung. Auch dieses Untersuchungsgerät ist sehr speziell und nicht jedem geläufig, auch besitzt nicht jede Einrichtung bzw. Arztpraxis eine Harmswand, meist nur Unikliniken mit Sehschule, da das Gerät sehr teuer und groß ist sowie viel Platz einnimmt, die nicht jede Einrichtung zur Verfügung steht.


Vor der Harmswand - Untersuchungsgerät eines Orthoptist

  • Stereotests: Lang, Titmus-Fliege, Randot: Mit diesen Tests prüft man in der Augenheilkunde und Orthoptik das Stereosehen, bedeutet ein sog. 3-D-Sehen ist vorhanden oder nicht. Der wohl bekannteste Test ist hierbei der Lang eine gepixelte Karte, wo bei gesundem Stereosehen drei Figuren zu erkennen sind.

  • Farbsehetests: Ishiaratafeln, Pflügertest, Anomaloskop und Panel-D-15: Mit diesen Tests/Geräten kann man in der Augenheilkunde und der Orthoptik das Farbsehen und Kontrastsehen testen. Insbesondere bei Führerschein-Gutachten und für Gutachten spezieller Berufe, z.B. Polizei, LKW oder Transport-Fahrer, Pilot kommen die Tests bzw. Geräte zum Einsatz.

  • Spaltlampe - Damit schaut der Augenarzt in die Augen. Das häufigste angewendete Instrument der Augenärzte, aber auch hin und wieder benutzen Orthoptisten dieses Gerät, meist auch wenn sie Zusatzspezialisierungen erworben haben, um den Tränenfilm, die Lider zu beurteilen oder den Sitz der Kontaktlinsen. Jedoch können sie nicht den ganzen Vorderabschnitt des Auges sowie den Hintergrund bestimmen, dass ist die Aufgabe des Augenarztes.

  • Goldmann - Ist ein Instrument zur Perimetrie (Gesichtsfeld) und um Augenbewegungen zu verfolgen. Der Goldmann ist schon veraltet, wird aber trotzdem gerne noch angewendet. Die neuste Form ist die kinetische Perimetrie um ein Gesichtsfeld zu machen. Die Untersuchung des Gesichtsfeldes führen auch Assistenzpersonal und auch Augenärzte selbstständig mit durch. Die Auswertung dieser Untersuchung obliegt dem Augenarzt.

  • OCT - "Optische Kohärenztomographie" ermöglicht Schnittbilder des Augenhintergrundes aufzunehmen. Damit kann der Augenarzt den Augenhintergrund beurteilen und auswerten, u.a. die Papille (= blinder Fleck), Netzhaut, Glaskörper und Makula (= schärfste Punkt des Sehens). Die Messung obliegt dem Assistenzpersonal, aber auch dem Arzt; allerdings die Beurteilung & Auswertung kann allein nur der Augenarzt vornehmen.

  • Synoptophor, Maddox-Wing und Herschel - sind alles veraltete Untersuchungsgeräte der Orthoptik und Pleoptik, die kaum noch Anwendung finden und von neueren Untersuchungsgeräten abgelöst werden. Auch in der Orthoptik geht man mit der Zeit und somit kommt auch immer wieder neues und altes geht. Doch leider gibt es immer noch alteingesessene Orthoptisten, die auf die alten Geräte beharren und neues kaum annehmen. Ich persönlich habe in meiner Ausbildung auch die Geräte kennen gelernt, bin jedoch mit den praktischen Verfahrensweisen nicht allzu vertraut und würde die Geräte eher nicht anwenden, am ehesten noch den Maddox - mit ihm erkennt man ein latentes Schielen und kann den Schielwinkel messen.


 

8. Was für Vor- und Nachteile hat der Beruf?

Jeder Beruf hat seine Vor- und Nachteile. Hier nun die Vor- und Nachteile eines Orthoptisten:


Vorteile:

  • Als Orthoptist arbeitet man sehr eigenständig. Auch wenn man immer Absprachen mit dem Augenarzt trifft, ist man trotzdem sein "eigener Herr" und eine wichtige Unterstützung dem Augenarzt, da er keine oder kaum Ahnung hat von unserem Gebiet.

  • Nach der Ausbildung hast Du verschiedene Möglichkeiten Deinen Weg zu gehen. Du musst Dich nicht nur auf einen Weg einschränken, viele Türen stehen Dir offen. Du kannst nach der Ausbildung in einer Augenarztpraxis, Klinik, in einer Reha-Einrichtung, beim Optiker oder Optometristen sowie in der Forschung tätig sein. Außerdem kannst Du nach der Ausbildung auch noch studieren. Du hast die Möglichkeit mit Weiterbildungen Expertin bzw. Spezialistin in bestimmten Gebieten zu werden. Außerdem gibt es in Deinem Beruf keinen Stillstand, da die Medizin und die Orthoptik sich immer weiter entwickelt.

  • Mit der Ausbildung kann man, wenn man sie gezielt einsetzt eine Menge erreichen und natürlich Menschen helfen. Außerdem kann man in dem Bereich Augenprophylaxe bei Kindern viel bewegen. Engagierte Orthoptisten sind hochaktiv und kreativ in diesem Gebiet unterwegs und versuchen auch alles um den Beruf populärer zu machen. Wenn Du gerne aktiv, kreativ bist und auf Menschen zugehst sowie gern sprichst, ist dies eine zusätzliche Bereicherung in Deinem Berufsalltag.

  • Du hilfst Menschen und Kinder. Gibst Ihnen einen Stück Alltag wieder zurück und kannst ihre Erfolge mit beobachten. Was gibt es schöneres, als den Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern bzw. ein strahlen in die Augen zu zaubern.


Nachteile:

  • Die Orthoptik ist ein sehr spezielles Fachgebiet. In anderen Ländern übernehmen dieses Fachgebiet sogar Ärzte und es gibt keine eigenständige Ausbildung dafür. Auch wenn man die Option hat, sich noch auf spezielleren Gebieten anhand einer Weiterbildung zu spezialisieren, ist die Orthoptik in einigen Teilen sehr eingeschränkt. Auf Dauer kann dies monotone Arbeitsabläufe bedeuten. Mit der Zeit verlieren einige Orthoptisten den Reiz an ihrem Beruf und möchten sich nicht nur auf ein bestimmtes Gebiet fokussieren.

  • Wie schon oft erwähnt, ist der Beruf eines Orthoptist ein sehr seltener Beruf, deshalb mangelt es sehr an Bekanntheitsgrad. Orthoptisten müssen sich oft sehr behaupten, da sie leider nur wenig Anerkennung erhalten. Auch wenn mit den Jahren die Angebote an Stellen gestiegen sind, ist der Jobmarkt für Orthoptisten immer noch sehr rar, insbesondere in den neuen Bundesländern sind die Chancen einen Job nach Abschluss zu erhalten immer noch gering. Deswegen ist der Beruf eines Orthoptist auch seltener vertreten. Die Rate der Jobwechsels und Berufswechsels ist in dem Beruf hoch; da viele sich mit der Herausforderung nicht auseinander setzen möchten.

  • Orthoptisten müssen sich in ihrem Bereich oft durchsetzen, da auch immer mehr Augenärzte und Optometristen durch Weiterbildungen die Aufgabenbereiche übernehmen und somit der Aspekt, dass dieses sppezielle Gebiet nur Orthoptisten können, verloren geht. Oft ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestört, da jeder ein anderes Ziel verfolgt. Allerdings können Optometristen und Augenärzte durch das gewisse Fachwissen der Orthoptisten nur profitieren und sollten nicht gegeneinander arbeiten, sondern gemeinsam und die Fachexpertise eines Orthoptisten nicht unterschätzen.

  • Orthoptistinnen können sich nicht selbstständig machen und sind immer auf einen Augenarzt oder Optometristen angewiesen, da sie auch nicht eigenständig Rezepte oder Überweisungen ausstellen dürfen.

 

9. Orthoptist, Optometrist, Optiker und Augenarzt - was ist da der Unterschied?


  • Orthoptist - Wie schon oben erwähnt sind Orthoptistinnen dafür zuständig das Zusammenspiel beider Augen zu untersuchen und zu behandeln. Sie beschäftigen sich mit visueller Wahrnehmung, Rehabilitation und Sehbehinderung. Orthoptistinnen können sich leider nicht selbständig machen, aber in der Forschung tätig werden und auch einen Doktorgrad erwerben mit weiterreichenden Qualifikationen.

  • Optometrist - Unter Optometrie versteht man zum einen die Messung der Sehleistung der Augen und zum anderen die Bestimmung der Korrekturwerte für eine Sehhilfe. Optometristen beschäftigen sich mit dem Sehen des Menschen, sowie alles was messtechnisch erfasst werden kann. Dazu gehört u.a. die Sehleistung (Visus); die Bildqualität auf der Netzhaut (Retina), die Überprüfung der Augengesundheit, die Analyse von Sehproblemen, die Korrektionsbestimmungen und die Kontaktlinsenanpassung. Die Optometrie kann man als Studiengang oder auch in Weiterbildungsgängen erlernen. Die Berufsbezeichnung Optometrist ist nicht in Deutschland geschützt; jedoch kann er sich selbständig machen und auch einen Doktortitel erwerben.

  • Optiker - Der Beruf des Optiker gehört nicht nur in die gesundheitliche Branche, sondern auch in die handwerkliche. Ein Optiker stellt Brillen, Spezialbrillen sowie vergrößernde Sehhilfen her und repariert diese auch. Außerdem kann er Kontaktlinsen anpassen und die Sehstärke überprüfen. Hinzu kommt die Beratung der Kunden hinsichtlich der Auswahl der Brillenfassung und Brillengläser. Mit einer dreijährigen dualen Ausbildung wird ein Optiker zum Optikergesellen mit einer weiteren Fortbildung zum Meister. Als Meister kann sich ein Optiker selbstständig machen. Sie können allerdings keinen Doktortitel erwerben.

  • Augenarzt - Um Augenarzt zu werden ,studiert man zu erst Medizin und muss zusätzlich noch fünf Jahre in der Augenheilkunde als Assistenz tätig sein, um als Augenarzt zu arbeiten. Er erkennt, untersucht, behandelt und beugt krankhaften Veränderungen am Auge vor und er führt operative Eingriffe am Auge durch. Augenärzte können sich in niedergelassenen Praxen selbstständig machen oder mit einsteigen, in Kliniken, Rehaeinrichtungen oder in der Forschung tätig sein.

 

10. Was mich bewegt hat Orthoptistin zu werden?

Das Berufsbild des Orthoptist war nicht mein Traum- bzw. Wunschberuf und ist es auch heute noch nicht. Außerdem bis vor 2020 kannte ich dieses Berufsbild auch genau so wenig wie ihr. Doch jetzt fragst Du Dich gewiss, was mich trotzdem, dazu bewegt hat diesen Berufsweg zu gehen. Bevor ich die Ausbildung angetreten bin, hatte ich studiert und war ziemlich unglücklich. Über die Beratungsstelle der Universität Leipzig für Studienzweifler und -abbrecher wurden mir Möglichkeiten aufgezeigt, die ich einschlagen kann nach einem Studienabbruch. Mir war klar, dass ich eine Ausbildung machen wollte, jedoch noch nicht so richtig die Richtung. Hierbei half mir die Beratungsstelle. Als erstes fragten sie mich welche Branchen mich interessierten; hier hatte ich schnell eine Antwort parat: Gesundheit & Tourismus. Danach wurde auf Fähigkeiten, Stärken/Schwächen, Interessen usw. geschaut, um passende Berufe zu finden, darunter waren auch Berufe, die sich meines Bekanntheitgrades entzogen und die ich davor noch nie auf dem Schirm hatte; darunter war auch der Orthoptist. Ich beworb mich für verschiedene Ausbildungsgänge, die in die engere Wahl der Möglichkeiten kam. Mein Favorit war der Diätassistenz doch alle Bewerbungen waren vergeblichst - sie wurden abgelehnt. Mein zweiter und dritter Favorit: Tourismuskauffrau und MTA funktionierten auch nicht. Jedoch die Stelle als Lehrling für Orthoptik bekam ich. Etwas enttäuscht nahm ich die Stelle an, um nicht auf der Straße zu sitzen. Mit Beginn der Ausbildung war ich dann doch interessiert und mit einem gutem Gefühl in die ersten Tage gestartet. Ich hatte ehrlich gesagt; außer ein Video auf "Berufenet" und Informationsmaterial weiter keine Ahnung über diesen Beruf. Die ersten Monate ergingen und peu á peu lernte ich den Beruf stückchenweise immer mehr kennen. Ich lernte ihn lieben, aber auch zu hassen. Allerdings befürchte ich, dass es jeden Lehrling so geht in seiner Ausbildung. Hin und wieder war ich kurz davor abzubrechen, aber ich tat es nicht und bin nun ziemlich stolz, dass ich die Hürde geschafft habe und nun eine ausgelernte Orthoptistin bin. Schweißgebadet wurde mir die frohe Botschaft verkündet, dass ich es geschafft und bestanden hatte. Es war auch ein ziemlich schwerer Weg bis dahin. FÜr die Ausbildung musst Du Dich auf den Hosenboden setzen und viel lernen und büffeln, um es wie ich zu schaffen. Ohne Fleiß und Ehrgeiz wird es schwierig für Dich. Deswegen hatte ich es zwischendurch auch immer wieder verflucht und mit den Gedanken gespielt aufzuhören, aber ich hatte mich dann immer wieder motiviert und mein Ziel doch noch erreicht. Zur Zeit bin ich in einer Augenarztpraxis tätig und habe meine eigene Sprechstunde mit eigenem Sprechzimmer, sowie kann ich ziemlich eigenständig agieren, dass gefällt mir - und macht den Beruf doch ein wenig zu einem Traumberuf. Allerdings schätze ich werde ich irgendwann nochmal einen anderen Weg einschlagen ...


Ich als Lehrlingsorthoptistin (vor der Harmswand)
 

Kanntest Du schon vor meinen Beitrag den Beruf einer Orthoptistin? Was hast Du neues aus dem Beitrag gelernt?Bist Du selbst auch Orthoptist? Was hat Dich dazu bewegt?


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